Vema: Große Probleme bei Schadenregulierung

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Die Erreichbarkeit von Versicherern im Schadenfall ist extrem schlecht. Das kritisierte die Maklergenossenschaft Vema anlässlich einer Online-Pressekonferenz. Die mangelhafte Erreichbarkeit der Versicherer, die im Wesentlichen auf einen starken Fachkräftemangel zurückzuführen ist, gilt nach Aussagen der Genossenschaft „für die Breite des Marktes“.

„Jeder Versicherer hat das Problem. Daher können wir auch nicht auf einige Assekuranzen ausweichen“, sagte Vorstand Johannes Neder. „Es ist nicht selten der Fall, dass bis zu einer Zahlung sechs bis sieben Monate vergehen“, so Neder, der selbst als Versicherungsmakler aktiv ist. Besonders prekär sei, dass es sich bei den allermeisten Fällen nicht um einen Streit hinsichtlich der Deckung handeln würde, sondern die Assekuranzen ihre Prozesse einfach nicht im Griff haben würden. „Am Ende werden die Schäden ja immer voll gezahlt“, so Neder.

Vermittler müssen mit Ärger der Kunden kämpfen

Die Maklergenossenschaft rügt, dass diese Art der Schadenregulierung zu großem Unmut bei den Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmaklern sowie Kundinnen und Kunden führt. Neder: „Die Kunden haben ja oft mehrere Jahre ihre Prämien geleistet, bis sie einen Schaden haben. Und der wird ewig nicht bezahlt.“ Oft würden die Schäden auch deshalb nicht reguliert, weil etwa Kostenvoranschläge akribisch von Dienstleistern geprüft werden. Teilweise würden dann auch Fehler gemacht. „So stellt sich etwa nach einem Schaden an einer Tür heraus, dass diese aktuell nicht - wie der Prüfdienst meint - für 5.000 Euro erhältlich ist, sondern nur noch für 8.000 Euro“, erläuterte Neder. Oder eine Reparatur würde 3.000 Euro kosten, eine Neuanschaffung aber nur 2.500 Euro. Der Vema-Vorstand: „Trotzdem muss mit den Assekuranzen wieder kommuniziert werden, damit eine Freigabe für den Neukauf erteilt wird.“ Allein Großschäden würden relativ schnell reguliert, weil in diesen Fällen ein direkter Schadenregulierer des Versicherers als Ansprechpartner gestellt werde.

Die Genossenschaft wächst

Die Genossenschaft versucht nun im Schadenfall, neue Agreements mit den Versicherern zu erreichen. So soll es eine Direktansprache der Dienstleister geben. Das soll digital passieren und so auch die Schadenregulierung in die Dunkelverarbeitung führen. „Dann kann beispielsweise zumindest eine Brandreinigung sofort starten“, so Neder. Möglicherweise könnte sich die Genossenschaft auch als Assekuradeur aufstellen und so eine eigene Regulierungskompetenz erlangen. „Das wird zwar immer wieder diskutiert, ist aber derzeit nicht geplant“, erläuterte Neder. Zum Jahreswechsel hatten sich 4.520 (im Vorjahr: 4.378) mittelständische Maklerbetriebe der Vema angeschlossen. 2.039 (i. V. 1.627) davon hatten bis dahin einen Genossenschaftsanteil gezeichnet, welcher beispielsweise zur Teilnahme an der Umsatzbeteiligung berechtigt. Zu seinem Umfang machte die Genossenschaft bis zum Redaktionsschluss keine Angaben. 2023 erzielte die Vema eine Gesamtvergütung von „etwa“ 400 (i. V. „über“ 300) Millionen Euro. Die Umsätze generieren sich aus direkter Maklercourtage und dem Overhead der Genossenschaft.

Gewerbegeschäft mutiert immer öfter zu Industriegeschäft

Unzufrieden ist die Vema auch mit der Zeichnungsgrenze, die Gewerbegeschäft zu Industriegeschäft macht. Sie liege bei den meisten Versicherer noch immer bei zehn Millionen Euro Versicherungssumme. Daher würden viele Gewerbekunden allein aufgrund der Inflation in den Industriebereich hineinwachsen. Den Industrieanteil in der Genossenschaft liege bei rund 15 bis 20 Prozent. Im Industrieversicherungsgeschäft würden im Gegensatz zum Gewerbebereich ganz andere Regeln gelten. So sei ein Besichtigungsbericht eines Risikoingenieur notwendig. Auch hier versucht die Maklervereinigung nun ein abgestimmtes Underwriting mit den Assekuranzen zu erreichen. „Es soll den Mitgliedern erlauben eine hochqualifizierte Ausschreibung durchzuführen“, so Neder. Die neu entwickelten digitalen Prozesse, die etwa eine 3-D-Besichtigung einschließen, sollen zum Renewal 2025/2026 voll aufgebaut sein.

Zur Kooperation mit der Maklerpool BCA AG gibt es noch keine Zahlen. „Die hohe Nachfrage hat uns aber überrascht“, so Vorstand Andreas Brunner. Viele Vema-Makler ließen ihre alte BAC-Verbindung wieder aufleben, um ins Investmentgeschäft einzusteigen. Scharf kritisierte Brunner Verbraucherschützer, die die Riester-Rente „schlecht reden“ würden oder Kritik an Uni-Vertrieb von Finanzdienstleistern üben. Vielfach wären die Vorwürfe haltlos. So könnte etwa eine alleinstehende Frisörin mit Kindern, die nur halbtags arbeiten würde, mit wenig Eigenanteil eine Riester-Rente von 100 Euro im Monat aufbauen.

Nach Meinung von Brunner sollten die Vema und auch andere Verbände, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) energisch gegen solche Aussagen der Verbraucherschützer Stellung beziehen. „Sie machen sonst das Image der gesamten Branche kaputt.“ Immerhin würde es trotz millionenfacher Beratung nur marginale Beschwerden über Vermittler beim Ombudsmann geben.

Das Programm kann hybrid genutzt werden

Rund 66 Prozent der Vema-Makler nutzen das neue Vema-Office-Programm. Möglich wäre es, dieses Programm auch als alleiniges Maklerverwaltungsprogramm (MVP) einzusetzen. Die meisten Mitglieder würden aber hier noch hybrid arbeiten. „Das hat auch den Vorteil, dass bei einem Hackerangriff die Daten noch aus der Vema-Cloud kommen und der Makler weiterarbeiten kann“, so Brunner. Vema-Office habe Schnittstellen zu sehr vielen MVP. Im neu eröffneten Konferenzzentrum der Genossenschaft gibt es jetzt ein zweites TV-Studio, dass es Maklern ermöglicht, Unternehmenspräsentationen und Marketingfilme zu drehen.

„Wir sind deutlich günstiger als etwa RTL“, betonte Brunner. Kostenfrei ist der Vema-Unternehmensnachfolgeservice. Er biete eine Bewertung des Maklerunternehmens oder der Maklerrente sowie Vertragsbegutachtung oder Mediation bei den Verkaufsverhandlungen. „Wir bieten das ohne Gebühren an, weil wir möchten, dass ein Vema-Makler den Vema-Makler kauft und so die Umsätze bei uns bleiben“, erläuterte Brunner. Es gäbe überall in Deutschland einen Genossen, der kaufbereit sei.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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